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Textualität?

Nach ‚Textualität' zu fragen heißt, Texte zu untersuchen im Hinblick auf ihren Status, ihre Geltung und ihr Funktionieren (als Texte wie im Verbund mit Kotexten, Kontexten und nicht-textuellen Praxisformen). Der Ausdruck ‚Textualität' benennt damit spezifische Aspekte von Texten, die sich in den unterschiedlichsten historisch-kulturellen Verhältnissen in je eigener Weise darstellen. Dabei spielen beispielsweise mediengeschichtliche Sachverhalte ebenso eine wichtige Rolle wie diskursive Vorgaben, institutionelle Verhältnisse und Sozialstrukturen. Um dafür nur wenige Stichworte zu geben: Mündliche Texte unterscheiden sich von schriftlichen; Inschriften funktionieren nicht wie Hand- oder Druckschriften, Schriftrollen nicht wie Codices; argumentative oder präskriptive Texte sind anders als rituelle Texte wie zum Beispiel Zaubersprüche, liturgische Rede oder zeremonielle Höflichkeitskommunikationen; die Geltung heiliger Texte, etwa von Offenbarungen, ist mit derjenigen von profanen nicht zu vergleichen; die Legitimität des (religiösen wie juristischen) Gesetzes gehorcht keineswegs denselben Regeln wie diejenige des Kommentars; es gibt Lesetexte und Spieltexte und Theatertexte; zuweilen kann für die Identität eines Textes seine Sinngestalt, zuweilen seine Sprachgestalt einschlägig sein.

All diese Aspekte und einige mehr - darunter auch das, was in einer Kultur jeweils über diese Aspekte gewußt wird - unterliegt historischer Veränderung. Das Internationale Doktorandenkolleg "Textualität in der Vormoderne" geht deswegen von der Hypothese aus, dass es Textwissenschaften allein als historische geben könne. In Forschung und akademischer Lehre arbeitet es an der historischen Differenzierung des Textbegriffs sowie der Kategoriensysteme, welche diesen Begriff organisieren. Dabei konzentriert sich das Projekt auf die Textualitätsverhältnisse in der Vormoderne, worunter freilich der gesamte Zeitraum von der griechischen Antike bis an die Schwelle des 18. Jahrhunderts verstanden wird.

Das Lehrprogramm des Kollegs und die in seinem Rahmen verfolgten Dissertationsvorhaben decken diesen Zeitraum selbstverständlich in keiner Weise irgendwie vollständig ab. Wohl aber erschließen sie in jeweils exemplarischen Vorstößen das mit ihm gegebene systematische Problemfeld. Dabei spezifizieren sie es zugleich gegenüber der Moderne wie gegenüber außereuropäischen Epochenzusammenhängen.

Das Doktorandenkolleg fördert den herausragend qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs in der philologischen Altertums-, Mittelalter- und Frühneuzeitforschung. Es dient der Weiterentwicklung wissenschaftlicher Exzellenz, indem es Doktorandinnen und Doktoranden unterschiedlicher Nationalität eine Phase hochverdichteter wissenschaftlicher Arbeit in einem intellektuell stimulierenden Umfeld ermöglicht. Dabei verbindet es intensive individuelle Betreuung durch Professorinnen und Professoren der Universitäten Eichstätt, Erlangen, München, Regensburg und Würzburg mit einem passgenauen Curriculum, an dem sich auch international hochangesehene ausländische Gelehrte beteiligen.

Zugleich wird die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses eng mit Formen der Spitzenforschung (u.a. im SFB 573 "Autorität und Pluralisierung in der Frühen Neuzeit" ) verklammert. Eine interdisziplinäre Öffnung der Dissertationsprojekte sowie eine deutliche Intensivierung internationaler Wissenschaftskooperationen gehören zu den besonderen Anliegen des Kollegs, das zudem darauf abzielt, auch im Bereich des Promotionsstudiums obsolete nationalphilologische Orientierungen aufzulösen.

verantwortlich für den Seiteninhalt: Thomas Borgstedt
"Textualität in der Vormoderne": Mit diesem Titel koppelt das Internationale Doktorandenkolleg einen texttheoretischen Basisbegriff mit einem zeitlich-epochalen Index, denn Ausgangshypothese ist, dass es (philologische) Textwissenschaften allein als historische geben könne. Fundierend ist dafür die Einsicht, dass die Textualität von Texten verschiedenster Art in unterschiedlichen historisch-kulturellen Zusammenhängen - und in Abhängigkeit von ihnen - hochgradig variabel ist. Um unter dieser Voraussetzung antike, mittelalterliche und frühneuzeitliche Schriftüberlieferungen in innovativer Weise thematisieren zu können, setzt das Vorhaben daher weder auf der Ebene des sprachlichen Materials von Rede überhaupt an (hier droht nach wie vor die Gefahr des linguistischen Isolationismus), noch auf derjenigen von Literarizität, Poetizität oder Ästhetizität (mit dem Risiko, immer wieder auf einen anachronistischen Literaturbegriff zurückzufallen), noch auch auf der Ebene der Medialität, welche zur Zeit besondere wissenschaftliche Konjunktur hat (wobei immer wieder über der Materialität von Kommunikation deren materia und deren kommunikatives Funktionieren aus dem Blick geraten kann). [mehr]
Das IDK bietet promotionsbegleitende Lehrveranstaltungen (Ringvorlesungen, Oberseminare; Doktorandenkolloquien) an, die jeweils systematische Querschnittsprobleme vormoderner Textualität interdisziplinär thematisieren. Blockveranstaltungen (work shops, Sommerkurse, Ferienakademien) ergänzen dieses Angebot.

Das IDK fördert persönlich, administrativ und finanziell Forschungsaufenthalte der Kollegiaten im Ausland sowie Vortrags-, Kongress- und Bibliotheksreisen. Es stellt dazu das gesamte Netzwerk seiner internationalen Kooperationsbeziehungen und auch entsprechende Finanzmittel bereit. [mehr]

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